“Was ist das Beste, was man aus einer schweren Erkrankung lernen kann?“

Liebe Leserin, diesen Artikel schreibe ich für dich. Du hast darum gebeten, zu dieser Frage einen Artikel geschrieben zu bekommen. Hier soll er nun erscheinen, nur für dich.

Deine Frage ist interessant – zumal du sie ganz am Anfang deiner und eurer Reise gestellt hast. Du wurdest damit konfrontiert, dass bei deinem Kind eine schwere Erkrankung diagnostiziert wurde. Und das, obwohl ihr eine bewusste Familie seid, die auf Gesundheit, Ernährung, Befinden und Harmonie achtet. Wie konnte das passieren?
Auf deine Frage wirst du sicherlich schon viele Antworten bekommen haben, die sich jeweils alle ein wenig voneinander unterscheiden. Jede Meinung spiegelt dabei die Erfahrungen wider, die dieser Mensch auf seinem Weg bislang gemacht hat. Viele davon werden dir für eine kurze Dauer Hoffnungen machen, nach einiger Zeit allerdings wieder im Alltagsgeschehen im Hintergrund verblassen. In eurem Alltag seid ihr zurzeit allerdings ganz anderen Dingen ausgesetzt. Es gilt nach Lösungen und Wegen zu suchen, Entscheidungen zu treffen und, vor allem, ganz tief nach innen zu gehen.
Zum jetzigen Zeitpunkt eurer Reise dient dir deine Frage als ein Strohhalm, an dem du dich festhalten möchtest. Deine Frage zielt eigentlich darauf ab, eine Antwort zu erhalten, welche für dich eine heile Welt entstehen lässt. Aber deine Welt ist ganz und gar nicht heil. Dir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen, dein Weltbild ist eingestürzt und steht kopf. Und nun bist du hier und suchst nach Antworten, Lösungen und einem Sinn in dem ganzen. In dieser Form dient deine Frage eher einer Flucht vor dir selbst, vor dieser Situation und vor all dem Schmerz, der so plötzlich und unvorbereitet aufgerissen wurde. Je weiter du im Außen nach einer Antwort auf deine Frage suchst, desto stärker bewegst du dich in die Flucht und weg von dir selbst. Hier bedarf es Mut, diesen Strohhalm loszulassen und dich ganz fallen zu lassen, egal wohin eure Reise geht.
Komm hier an diesen Punkt, in diese tiefe Ebene und lasse geschehen. Ich reiche dir die Hand und stehe mit dir im Feuer, welches alles erschüttert. Deine Trauer, deine Wut, deine Verzweiflung dürfen sein, genau so, wie sie jetzt sind. Auch wenn alles in dir zusammenbricht – es darf so sein. Lasse geschehen und erlaube, dich so zu fühlen in all seinem Ausmaß. Erlaube dir, dass es in Ordnung ist, in diesem Moment noch keine Lösung für deine Probleme zu haben. Fühle und lasse dich als ganzes Wesen darauf ein. Laufe nicht davor weg, denn du würdest vor dir selbst weglaufen. Nicht jede Erfahrung im Leben ist schön und doch kann sie wertvoll sein. Werde weich und lass dich erschüttern. Je weicher du wirst, desto größer wird deine Kraft. Du kannst es mit der Kraft des Wassers vergleichen. Es ist so weich, dass es durch unsere Finger fließt, vollkommen widerstandslos. Und es ist doch so stark, einen ganzen Felsen abzutragen und zum Einsturz zu bringen. Schließe nichts aus, dann bleibst auch du nicht ausgeschlossen. Nur so kannst du dir näher kommen, auf einer nie dagewesenen Tiefe. Verweilt in eurem Zusammensein. Wachst tiefer in eurer Liebe zueinander. Verbindet euch auf Ebenen, die ihr bisher vergessen habt, mit dem anderen, aber vor allem auch mit euch selbst. Letzteres ist auch die Voraussetzung dafür, sich diese Verbindung gegenseitig anbieten zu können.

Wir alle, die wir dies lesen, sind in Gedanken bei dir. Genau jetzt in diesem Augenblick sind wir tief mit dir verbunden. Unser Mitgefühl und unsere Liebe werden ganz leise und auf sanfte Weise an deiner Seite verweilen und dir den Rücken stärken, bis du wieder zu Klarheit, Stärke und zu dir selbst zurück gekehrt bist. Es spielt keine Rolle, ob jemand diese Zeilen heute liest und sein Mitgefühl dich jetzt erreicht, oder ob er in drei Monaten, drei Jahren oder es sonst irgendwann in der Zukunft tun wird. Energie ist weder an Raum noch an Zeit gebunden. Diese Energie hier ist für dich bestimmt und so wird sie dich auch erreichen, genau jetzt in diesem Augenblick. Stück für Stück wird sich dir dann ein Weg ebnen, und du wirst wieder klarer. Aus dieser Klarheit heraus wirst du in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen, wie es für dich und euch weitergehen soll. Niemand sonst kann das wissen.
Nur du kannst es in dir finden, denn diese Zeiten sind der Anfang einer Reise tief zu deinem Selbst. Diese Erfahrung ist für dich bestimmt. Und als Erfahrung bleibt sie einzigartig, ganz unabhängig davon, wie viele andere mit einer gleichen oder ähnlichen Diagnose konfrontiert sind. Die Erfahrung bleibt so einzigartig und so vielfältig, wie es Menschen auf diesem Planeten gibt.
Unser Mitgefühl, welches von allen, die dies lesen, ununterbrochen zu dir fließt, wird dich stärken. Es wird dir ganz sanft als Licht in dieser Zeit leuchten. Möge es dann am hellsten sein, wenn du es am meisten brauchst.

Möglicherweise hast du mit deinem Wunsch, einen Artikel zu deiner Frage zu lesen, eine andere Art von Antwort erwartet. Sie unterscheidet sich sicherlich von anderen Ratschlägen. Dieser Artikel soll dich ganz zu dir führen. Er soll dich tief in deinem Herzen berühren und all die Tränen zum Fließen bringen, bis du wieder Kraft verspürst, damit du auf deiner Reise tiefer zu dir selbst vordringen kannst.
Deine Frage kannst letztendlich nur du selbst beantworten. Und dies kannst du erst, sobald du auf deinem Weg vorangekommen bist, der Zustand deines Kindes sich bessert oder die Krankheit geheilt ist. Vorher können weder du noch andere eine für dich sinnvolle Antwort auf deine Frage geben. Die Frage, was das Beste sei, was man aus einer schweren Erkrankung lernen kann, könnte demnach eher lauten: „Was ist das wertvollste, was man aus einer schweren Erkrankung lernen kann?“. Und dies ist die Reise tief zu dir selbst.

Alles Liebe und viel Kraft auf deinem und eurem Weg,
-Deine Diana Hellers-

Lest im 2. Teil, wie es der Leserin auf ihrer Reise tief zu sich selbst ergangen ist. Sie hat nach der Veröffentlichung dieses Artikels eine Sitzung bei mir gebucht und dies als Anlass genommen, ein Interview mit mir über die Sitzung für ihr Projekt Aktion Mutterherz durchzuführen.

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Schwere Diagnose – was nun, Diana Hellers