„Ich habe kein Geld für Heilsitzungen, wünsche mir aber jemanden, der mir hilft. Ich hasse mich selbst, das bricht manchmal regelrecht in mir aus. Manchmal bin ich dann so verzweifelt, dass ich nicht anders kann, als mich zu verletzen. Ich komme dann mit mir und meinem Leben überhaupt nicht klar. Und wenn dieser Anfall dann vorbei ist, naja und wenn ich darüber nachdenke, dann bin ich traurig. Ich kann mit niemandem darüber reden, weil mich sowieso niemand versteht und fühle mich allein.“
Deine Zeilen in Form eines Artikels zu beantworten, wird dir nur teilweise die Hilfestellung geben können, die du jetzt benötigst. Dennoch hoffe ich, dass meine Worte dich begleiten und unterstützen werden.
An erster Stelle möchte ich dir mit auf den Weg geben, dass du nicht auf eine Heilsitzung angewiesen bist, sondern dir ein Psychotherapeut ebenso weiterhelfen kann. Suche dir gerne einen Therapeuten, dem du dich anvertrauen kannst. Probiere am besten verschiedene Therapeuten aus, bevor du dich für eine längere Psychotherapie bei einem von ihnen entscheidest, da dieser dich dann eine Weile auf deinem Weg begleiten wird. Die Psychotherapie und einige Probesitzungen vor der Therapie werden meines Wissens in Deutschland von der Krankenkasse bezahlt, so dass dies ganz unabhängig von deinem Einkommen möglich ist. Informiere dich dazu gerne bei deiner Krankenkasse oder einem Psychotherapeuten. Sie sind mit den Möglichkeiten und Regeln sehr gut vertraut. Eine Psychotherapie kann dir genauso helfen, tiefer in dich schauen zu können und ein besseres Verständnis für dich und deine Gefühlswelten zu bekommen und in ein Gleichgewicht mit deinen Gefühlen zu kommen.
Gerne möchte ich versuchen, dir zu erklären, was während deiner verzweifelten Phasen in dir vorgeht und wie du besser damit umgehen kannst. Bei deinen Anfällen, bei denen du nicht anders kannst, als dich selbst zu verletzen, kommst du immer mit einem Anteil in Kontakt, der unbewusst, abgespalten und verdrängt in dir liegt. Dieser abgespaltene Anteil trägt destruktive Informationen in sich, die gegen dich und dein Leben gerichtet sind. Einige Lebenssituationen und Begegnungen werden diesen Anteil immer wieder triggern und somit zum Vorschein bringen, so wie du es in deiner Frage beschrieben hast. Dies geschieht dann ganz plötzlich, so dass deine Stimmung von einer Sekunde zur nächsten kippen kann. Wenn dieser Anteil in dir dann aktiv ist, ist er sehr kräftig und nimmt dich ganz ein, weil in ihm sehr viel Kraft und Energie gespeichert liegt.
Hier könnte eine erste Hilfestellung für dich sein, mit diesem Anteil wie mit einem Lebewesen in Kontakt zu treten. Stelle ihm Fragen, was es von dir will. Erlaube ihm, dich zu hassen. Selbstverletzung geht immer mit unterdrücktem und abgespaltenem Selbsthass einher. Das ist die destruktive Energie, die in ihm gespeichert liegt. Versorge dieses Lebewesen trotz seines negativen und zerstörerischen Gemüts mit all dem, was es braucht. Versuche diesen Anteil selbst in den hässlichsten Momenten als Teil von dir in Liebe anzunehmen, damit er jetzt genau das bekommt, was er damals zum Zeitpunkt der Abspaltung nicht bekommen hat.
Auf diese Weise beginnen deine unterdrückten Gefühle miteinander zu kommunizieren, was ein erster Schritt zur Besserung darstellen kann. Dies hilft auch, die Distanz zu diesem hassenden, und dir inzwischen fremd gewordenen, Anteil abzubauen, so dass du ihm langsam wieder näher kommst.
Prüfe auch genau, in welchen Momenten dies auftritt. Welche Begegnungen und welche Situationen gibt es direkt vor deinen Phasen der Selbstverletzung und fördern deinen Drang danach, dies zu tun? Welche Begegnungen wirken heilend auf dich? Umgib dich besonders in diesen schweren Phasen mit Menschen, die heilend auf dich wirken, dich so annehmen, wie du bist und in deinem Herzen ein positives Gefühl hinterlassen.
Dieser Hass beziehungsweise diese Anfälle schützen dich im ersten Moment auch davor, nicht mit deiner Trauer in Kontakt zu kommen. Die Energie des hassenden Anteils, der dich verletzt, ist in der Regel sehr laut. Die Trauer dahinter jedoch sehr leise. Dies beschreibst du auch, in dem du sagst, dass du die Trauer immer erst nach einem Anfall von Selbstverletzung wahrnimmst. Mit dieser Trauer in Kontakt zu treten, kann erst einmal sehr schmerzhaft sein. Dennoch wird sich dieser Schmerz umso mehr lösen, je öfters du der Trauer den Raum gibst, den sie braucht. Der Schmerz wird damit weicher, deine Angst vor der Trauer wird kleiner, so dass auch der Selbsthass seine Aufgabe verliert, dich vor dem Schmerz und der Trauer schützen zu müssen.
Lehne deine unangenehmen Gefühle nicht ab. Versuche sie stattdessen besser kennenzulernen, ihnen Raum zu geben, dir etwas mitteilen zu dürfen und ihnen genauso in deinem Leben ihren Platz zu geben, wie den angenehmen Gefühlen. Verurteile dich nicht für deine negativen Gefühle. Versuche dir selbst auch in solchen Momenten nahe zu bleiben, bleib dir gegenüber ehrlich und nimm die verzweifelten Phasen so hin, wie sie gerade sind: schmerzhaft und traurig.
Lass dich auch von deinem Umfeld nicht beirren, anders sein zu müssen, als du bist. Für dein Umfeld wird es wahrscheinlich sehr schwer sein, deine Gefühle und dich so anzunehmen, wie du während deiner verzweifelten Phasen bist. Sie werden möglicherweise versuchen, deine Gefühle zu beeinflussen oder von ihnen abzulenken, was deinen Drang zur Selbstverletzung wiederum verstärken kann. Das passiert, weil sie nicht mit ihren eigenen unterdrückten und abgespaltenen Themen in Kontakt kommen wollen, was jedoch zwangsläufig durch eure Begegnung geschieht und unvermeidbar ist. Das macht ihnen Angst und lässt sie härter werden, während in dir das Gefühl, nicht verstanden zu werden, wächst. Deshalb ist es schwer für dich, in deinem Umfeld jemanden zu finden, bei dem du dich verstanden fühlst und der dir Raum für deinen Schmerz und deine Trauer gibt. Dieser Raum für deine Gefühle ist jedoch sehr wichtig, wenn du in Zukunft deinen Körper liebevoller behandeln und nicht mehr verletzen möchtest. Ein Therapeut kann dich an dieser Stelle erst einmal auffangen, deine Gefühle zulassen und du kannst lernen, deine Situation so anzunehmen, wie sie ist. So kannst du letztendlich auch dich selbst annehmen und lieben lernen.
-Deine Diana Hellers-
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