„Seit ich mich entwickle und mich und meine Gefühle bewusster wahrnehmen kann, fällt mir nach und nach auf, was ich alles in der Erziehung meiner Kinder (zwei Töchter, 17 und 21 Jahre) falsch gemacht habe. Ich finde es schlimm, dass ich meine Kinder so unbewusst erzogen habe und ihnen nicht immer so begegnen konnte, wie es für sie richtig gewesen wäre. Aspekte meines Verhaltens meinen Kindern gegenüber verurteile ich heute sogar sehr stark und kann mich damit überhaupt nicht mehr identifizieren. Wie kann ich meinen angerichteten Schaden bei meinen Kindern wieder gut machen?“

Deine Frage verdeutlicht zunächst, dass du dich in der Tat sehr stark entwickelt hast und bewusster mit dir und deinen Kindern umgehst. Nimm dies erst einmal als großen Gewinn in deinem Leben an. Ohne deine Entwicklung könntest du nicht so reflektiert und klar auf dich und in deine Vergangenheit blicken und dein damaliges Verhalten und die Art der Erziehung deiner Kinder in Frage stellen. Ohne diese Entwicklung würdest du quasi weiter machen wie bisher, obwohl du tief in deinem Inneren vielleicht schon immer gewusst hast, dass dein Verhalten deinen Kinder gegenüber falsch ist. In den seltenen Momenten, in denen dir das damals bewusst wurde und du dennoch darin gefangen warst und dein Verhalten trotzdem nicht ändern konntest, hast du dies wahrscheinlich vor Scham wieder verdrängt.

Verurteile dich nicht dafür, was du in der Vergangenheit getan oder unterlassen hast. Du konntest nur geben, was du zu dem Zeitpunkt selbst hattest. Du warst unbewusster, konntest aufgrund deiner Prägungen weniger klar sehen und hast dadurch Verhaltensweisen der Erziehung, die dir deine Eltern mitgegeben haben, unreflektiert an deine Kinder weitergegeben. Hättest du damals einen größeren Wissensstand gehabt und wäre dein Blick auf dich anders gewesen, dann hättest du in der Erziehung deiner Kinder auch anders gehandelt. Nimm jetzt erst einmal an, dass du früher so warst, wie du warst, und dass geschehen ist, was geschehen ist. Du hattest damals nur die Informationen, die du hattest. Versuche dich nicht länger dafür zu verurteilen und vergib dir selbst, wenn du heute feststellst, dass du früher dir oder deinen Kindern oder eurer Beziehung Schaden zugefügt hast.

Betrachte es auch einmal so: Auch heute verfügst du nur über die Informationen, die du bis zum heutigen Tage erhalten hast. Und du kannst dich auch heute nur im Rahmen deiner Möglichkeiten, also bis zum heutigen Entwicklungszeitpunkt in genau diesem Bewusstsein bewegen, das du genau hier und jetzt hast. In Konsequenz würde das bedeuten, dass du dich in der Zukunft auch dafür verurteilen müsstest, dass du heute weniger weißt als morgen, und dass du heute unbewusster bist, als in der Zukunft, wenn deine beiden Töchter noch ein paar Jahre älter sind. Das wäre insgesamt eine wenig sinnvolle, ja schlicht destruktive Herangehensweise. Es ist unmöglich, bewusster zu sein als du bist. Du kannst dein Bewusstsein entfalten, aber du stehst heute genau da, wo du stehst und solltest dich dafür nicht verurteilen. Erkenne lieber an, dass du zu jedem Zeitpunkt versucht hast, dein Bestes zu geben. Unsere Aufgabe ist es, zu lernen, damit in Frieden zu kommen. Denn dann geschehen die nächsten Schritte in unserem Leben und in unserer weiteren Bewusstwerdung von ganz allein und in einem immer schnelleren Tempo.

Versuche deshalb nach vorne zu schauen und schließe mit dem Verhalten und den Taten deiner Vergangenheit Frieden. Gib deinen Kindern heute das, was du damals noch nicht in dem gewünschten Maße geben konntest: Nähe, Liebe, deine Kinder so zu anzunehmen, wie sie sind und sich entwickeln, ohne dass du sie durch deine Erziehungsmaßnahmen oder verschiedene Ratschläge irgendwohin bewegen musst. Sei einfach da, wenn sie dich brauchen und sei ein ganz normaler Partner in eurer Beziehung, in der ihr alle auf gleicher Augenhöhe miteinander kommuniziert.

Deine Kinder werden deine Veränderung spüren und darauf reagieren. Du musst ihnen dein neues Bewusstsein nicht einmal mitteilen. Denn sie werden auf deine Veränderung ebenso mit Liebe, Nähe und Dankbarkeit reagieren, auch wenn sie dir das nicht so direkt mitteilen. Du wirst es an ihrem veränderten Verhalten einfach nur merken. Sieh dies als Chance, aufgrund deiner eigenen Bewusstseinsentwicklung eine tiefere Verbindung zu ihnen aufbauen zu können. Denn das ist dein wahres Geschenk in deiner Bewusstseinserweiterung und wäre ohne diese nicht möglich gewesen.

Weite deinen Blick gerne auch auf andere Beziehungen aus: auf die Beziehung zu deinem Partner, auf deine Freundschaften, auf den Kontakt zu deinem Vorgesetzten und deinen Kollegen, ja sogar darauf, wie dir Fremde im Alltag begegnen, und vor allem, wie sich deine Beziehung zu dir selbst verändert. Du wirst in allen Bereichen feststellen können, dass Begegnungen klarer und entspannter werden, nahbarer und liebevoller. Genieße es und gehe deinen Entwicklungsweg einfach weiter.

-Deine Diana Hellers-

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Unbewusste Eltern, Diana Hellers